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Beerfelden

Beerfelden

Beerfelden wurde 1032 erstmals unter dem Namen "Burrifelden" im Lorscher Kodex urkundlich erwähnt. Schon sehr früh war Beerfelden ein bedeutender Mittelpunkt an der Kreuzung von Handelswegen zwischen Rhein-, Main- und Neckargebiet. Am 25. Juni 1328 wurde Beerfelden (damalige Schreibweise "Baurenfelden") von Kaiser Ludwig dem Bayer in Tibur, dem heutigen Tivoli bei Rom, die Stadtrechte verliehen. Doch Beerfelden kam eigentlich nie in den Genuss der vollen Stadtrechte. Die Einwohner konnten sich zwar Bürger nennen, aber sie blieben doch Leibeigene, in ihrem persönlichen Leben von dem Landesherren abhängige Untertanen. Als man um 1450 endlich  von dem wichtigen Stadtrecht der Erbauung von Mauern und Türmen Gebrauch machen wollte, scheiterte die Anlage von Befestigungen am Einspruch des Pfalzgrafen.

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Dass Beerfelden auch ohne Befestigungsanlagen die größte und wohlhabendste Niederlassung im Erbacher Land (der späteren Grafschaft) war, zeigt sich im Laufe der Jahrhunderte immer wieder. Meist waren es Bauern, die sich durch Reichtum besonders auszeichnen konnten. Sie liehen sogar ihren Landesherren größere Summen und ließen sich dadurch von allen Steuern, Fronen und anderen Diensten befreien.

Der Wohlstand der Stadt ergab sich jedoch nicht nur aus der Landwirtschaft. Er beruhte auch auf dem Vermögen der vielen Gewerbetreibenden (um 1500 waren nahezu alle Nichtbauern Handwerker). Weitere Einkünfte der Stadt ergaben sich durch die Nutzung des Marktrechtes. Im Jahre 1597 wurde für das Zentgericht Beerfelden ein neuer Galgen errichtet. Dieser "dreischläfrige" Galgen hatte die Besonderheit, dass gleich mehrere Delinquenten auf einmal gehängt werden konnten. Er ist der besterhaltene Galgen seiner Art in Deutschland und einer der Sehenswürdigkeiten der Stadt Oberzent.

Der Aufschwung Beerfeldens hielt bis zum 30-jährigen Krieg an. Während dieses Krieges gab es sehr viele Einquartierungen und Truppendurchzüge, die fast alles plünderten und zerstörten. Ein blühender Wohlstand wurde so innerhalb von drei Jahrzehnten wieder zerstört. 1643 zählte Beerfelden nur noch ca. 120 Einwohner. Im Laufe der folgenden Jahre wurden durch das Erbacher Grafenhaus neue Einwohner angesiedelt. Als im Jahre 1806 die Grafschaft Erbach an das neu entstandene Großherzogtum Hessen kam, hatte Beerfelden wieder 1.549 Einwohner.

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Am 29. April 1810 ereignete sich die größte Katastrophe in der langen Beerfelder Geschichte. An diesem Sonntag entstand nach längerem trockenen Wetter in einem Anwesen in der Brunnengasse ein Kaminbrand, der von den 237 Wohnhäusern in Beerfelden 181 in Schutt und Asche legte, einschließlich der Kirche und des Rathauses sowie von 97 Scheunen und 27 Nebengebäuden. Dank auswärtiger Hilfen konnte der Wiederaufbau in weniger als zwei Jahren erfolgen. Die Straßen wurden nun breiter angelegt und die Häuser mit größeren Zwischenräumen gebaut und alle mit Ziegeln eingedeckt.

Der darauffolgenden Blütezeit während den ersten 50 Jahren des 19. Jahrhunderts folgten jedoch erneut schwere Krisen. Die beginnende Industrialisierung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts hatte besonders die Tuchmacher schwer getroffen. Sie waren mit dem billigen, industriell hergestelltem Tuch nicht mehr konkurrenzfähig und wurden vom Markt verdrängt. Viele Bürger wanderten deshalb aus, überwiegend nach Amerika. Die Einwohnerzahl sank von Jahr zu Jahr. So hatte Beerfelden 1846 eine Einwohnerzahl von 3.062, im Jahre 1900 jedoch nur noch 2.201.

Erst die Industrieansiedlungen nach dem zweiten Weltkrieg und die damit geschaffenen Arbeitsplätze sorgten für neuen Wohlstand in Beerfelden. Im Zuge der hessischen Gebietsreform wurden am 1. Juli 1971 die ehemals selbständigen Gemeinden Airlenbach, Etzean, Hetzbach und Olfen Stadtteile von Beerfelden; am 1. Oktober des gleichen Jahres folgten die heutigen Stadtteile Falken-Gesäß und Gammelsbach.


Stadtteil Beerfelden

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