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Raubach

Raubach

Der kleinste Stadteil wurde erst 1740 gegründet und gehörte ebenfalls zu den Walddistrikten der Grafschaft Erbach. 1740 schenkte der Graf von Erbach-Fürstenau einer Gruppe obdachloser Menschen ein kleines Waldstück. Sie ließen sich hier nieder, bauten kleine Häuser und fanden in der Einsamkeit dieses Waldes eine neue Heimat. Lange Jahre blieb Raubach ein kleines, abgeschiedenes Dorf, das nur über Waldwege erreicht werden konnte. Die Einwohner bestellten mühsam ihre kargen, steinigen Felder und verdienten sich ihr Geld als Köhler, Tagelöhner und Waldarbeiter. Sonntags ging man zu Fuß nach Beerfelden zum Gottesdienst und traf sich anschließend in der Wirtschaft, um Neuigkeiten auszutauschen.

Ab 1806 wurde Raubach eine eigenständige Gemeinde, die vom Bürgermeister von Finkenbach und später von Rothenberg mitverwaltet wurde.

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In diesem Dorf wurde am 5. Mai 1866 der Raubacher Jockel, mit bürgerlichem Namen Jakob Ihrig, geborren. Ohne jemals eine Lehre gemacht zu haben, verdiente sich der Jockel, der Not gehorchend, seinen Unterhalt als Köhler, Waldarbeiter, Gemeindediener, Totengräber, Uhrenmacher, Beschneider von Schweinen und Feldschütz.

Seine ganze Liebe aber alt der Musik. Ohne Kenntnis der Noten spielte er die unterschiedlichsten Instrumente. Er kannte alle Tänze und Volkslieder auswendig, und wenn er auf den Kirchweihen die Geige strich oder die Trompete schmetterte, riss er Jung und Alt in seinen Bann. Wenn die anderen Musikanten nach dem Fest nach Hause gingen, blieb der Jockel sitzen, stunden oder Tagelang, bis auch der letzte Groschen vertrunken war.

Sein schlitzohriger Humor hat den Jockel weit über die Grenzen des Odenwaldes bekannt gemacht. Und bringt auch heute noch die Leute zum Schmunzeln und zum Lachen. Nach einer Beerdigung auf dem Raubacher Friedhof, bei der auch Dr. Keyser aus Beerfelden anwesend war, begrüßte dieser den Jockel in Anspielung auf seine Tätigkeit als Totengräber augenzwinkernd : „Guten Tag, Herr Versenkungsrat“, worauf der Jockel ohne zu zögern antwortete :“Guten Tag, Herr Lieferant.“

Als der Jockel alt geworden war und seinen vielfältigen Beschäftigungen nicht mehr nachkommen konnte, gaben ihm die Dorfbewohner Wohnung und Freitisch. Im Alter von 75 Jahren verstarb er am 24. Oktober 1941 in einer kleinen Dachkammer. Das Odenwälder Original „Raubacher Jockel“ ist auf dem kleinen Raubacher Friedhof beerdigt.

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An der Dorfstraße steht zu Ehren des Raubacher Jockels ein Gedenkstein, der am 7. Mai 1994 enthüllt wurde. Er zeigt ihn auf dem Wald-Michelbacher Marktbrunnen sitzend, den Odenwälder Dreispitz auf dem Kopf, die Ziehharmonika spielend, so wie ihn viele Zeitgenossen kannten.


Stadtteil Raubach

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